Post aus Polen

Created by

cbraun

16. March 2022

Schalom aus Polen, 

der Ort, an dem wir jetzt sind, ist ein Campinggelände an einer Kirche, wo wir in den letzten 14 Jahren ca. 30 Camps für Kinder und Holocaust-Überlebende aus Israel gemacht haben. Aber dieses Mal war der Grund für unsere Reise ein ganz anderer. Wir kamen, um Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen, die Gott hierher gebracht hat. Wir haben einigen von ihnen geholfen zu entkommen und haben sie hierher gebracht. Mittlerweile sind hier 190 Menschen. 117 Kinder im Alter von 0 bis 16 Jahren und 70 Erwachsene, allerdings nur vier Männer, da die Männer im Alter von 18 bis 60 Jahren nicht aus dem Land dürfen! 30 Kinder leben hier ohne ihre Eltern. Darunter sind Gläubige und auch Nicht-Gläubige, Gesunde und Kranke, aber sie alle haben eine Sache gemeinsam: Sie kamen ohne irgendetwas, ohne Gegenstände und Geld. Viele haben ukrainisches Geld – Hryvnias, aber keiner hier kann sie als Zahlungsmittel annehmen oder umtauschen in die polnische Währung. Auch haben sie keinen Ort, an den sie zurückkehren könnten. Sie dachten, sie würden für ein oder zwei Wochen bleiben, aber mittlerweile erkennen sie, dass die Realität etwas anders ist, und das macht ihnen große Sorgen. Am ersten Tag lernten wir Menschen kennen, sprachen mit ihnen und erkundigten uns nach ihren Bedürfnissen. Wir hörten traurige und manchmal beängstigende Geschichten über das, was sie erlebt haben und wie sie geflohen sind unter Beschuss der Soldaten. Frauen machen sich Sorgen um ihre Ehemänner, Kinder über ihre Väter. Wir hatten auch ein Treffen, bei dem ich Gottes Wort predigte, und wir beteten abends zusammen. 

Meine Frau und ich leben in einem Appartement mit unseren Freunden und wir haben nur sechs Stunden geschlafen. Heute um 7 Uhr morgens waren wir schon wieder am Camp und wieder redeten wir mit den Leuten und hörten zu. Nach dem Frühstück kamen Busse und wir brachten die Kinder und ein paar Erwachsene zum Sport Center. Dort waren Trampoline vorbereitet und es gab umsonst Süßigkeiten. Die Kinder freuten sich, sprangen und spielten Basketball und Volleyball und andere Spiele bis zum Mittag. Nach dem Mittagessen gingen meine Frau und ich in die Stadt und kauften 15 kg Kekse für unser abendliches Treffen. Zwei Kinder hatten Geburtstag und wir kauften Geschenke für sie. Für eine Frau, die zwei Kinder hat und die online arbeiten wollte, aber keinen guten Internetempfang hatte, kaufte ich ein Hot-Spot-Modem auf einer SIM-Karte und gab es ihr. Sie war sehr dankbar und wird morgen früh gleich anfangen zu arbeiten. Nach dem Abendessen versammelten wir uns wieder, um Gott anzubeten mit Lobpreis und die Schrift zu lesen. Um 22:30 Uhr gingen wir erst nach Hause und nun schreibe ich diesen Brief.  

Gläubige hier vor Ort und andere Anwohner der Stadt helfen den Flüchtlingen wirklich viel. Ein großes Zelt wurde aufgebaut und die Anwohner bringen humanitäre Hilfe vorbei und haben es als Shop gestaltet: Jeder kann kommen und nehmen, was er braucht. Da gibt es viele notwendige Dinge für den täglichen Bedarf. Doch wie immer fehlen auch viele Dinge. Zum Beispiel Unterwäsche, Schuhe für die Kinder, Obst etc. Heute Abend nach dem Gebet habe ich die Leute gefragt: Wenn sie die Möglichkeit hätten, sich an Gott zu wenden und ihn um etwas zu bitten, was sie bräuchten und ihnen gut tun würde, um was würden sie ihn bitten? 

Die Antworten waren sehr verschieden, aber im Grunde sagten alle einstimmig, dass der Krieg enden solle und Frieden kommen würde. Sie fragten aber auch nach Eis und Pizza und leckerem und außergewöhnlichem Abendessen. Manche fragten auch nach einem Ausflug in ein Badeland. Diese Träume wollen wir Wirklichkeit werden lassen mit Ihrer Hilfe und Ihrer Gebetsunterstützung! Morgen werden wir Pizza bestellen und Eis für jeden kaufen. Montag werden wir die Kinder mit zu einem Geschäft nehmen und Schuhe für sie kaufen sowie Unterwäsche für Frauen und Kinder. Meine Frau hat mit lokalen Freiwilligen eine Liste gemacht, was wer braucht. Am Dienstag werde ich ein besonderes Überraschungsabendessen für alle zubereiten. Und natürlich wird es jeden Tag Treffen und gemeinsames Bibellesen geben. Eine Bitte, die mich sehr beeindruckt hat, war die einer Frau, deren Erkrankung schlimmer wird und die kaum noch laufen kann. Sie bat darum, eine gute Reha mache zu können, die ihr helfen wird, wieder laufen zu können. Davon hat sie schon lange geträumt, aber vermutlich wird sie das nicht mehr tun können. Bitte beten Sie für sie und ihre Bitte! Ich bitte Sie auch, für diejenigen zu beten, die hier nicht herkommen konnten, weil hier nicht genügend Platz ist. Leider gibt es keinen Raum mehr, aber so viele Anfragen. Es wollten zwei Mädchen, zwei Freiwillige, die mit uns in Israel bei unserer Ministry arbeiten, kommen. Seit zehn Tagen haben wir versucht, sie hierherzubekommen, aber es hat nicht geklappt. Aber nun hat der Herr ein Wunder getan und am Montag werden sie ankommen. Aber damit kommt ein neues Problem, denn es gibt keinen Platz für sie zum Schlafen… 

Ein weiteres Gebetsanliegen haben wir für mehrere jüdische Menschen, die nun Alijah machen und nach Israel gehen wollen. Wir helfen ihnen bei diesem Prozess. 

Vielen Dank, liebe Freunde, für Ihre Unterstützung! 

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